Kapitel 1.4 – die eigenen Gedanken wahrnehmen

Veröffentlicht am 4. Dezember 2025 um 08:56

1.4 Die eigenen Gedanken wahrnehmen

Gedanken sind wie Wetter im Kopf – sie ziehen vorbei, ohne dass wir sie bewusst bemerken. Die meisten tauchen völlig automatisch auf. Sie kommen, bleiben kurz, verschwinden wieder. Und oft kehren sie später in derselben Form zurück. Ich kenne das gut: ein gedankliches Hintergrundrauschen, das dauernd mitläuft. Nichts Konkretes, nichts Zielgerichtetes – eher eine Mischung aus alten Mustern, Erinnerungen, Sorgen, kleinen Kommentaren. Und vieles davon ist Wiederholung.

Das ist der Autopilot-Modus.
Er läuft zuverlässig, still und ohne Einladung. Manchmal so leise, dass man ihn kaum bemerkt. Und manchmal so dicht, dass man spürt: Da denkt etwas in mir – aber eigentlich bin das gar nicht richtig ich.

Und dann gibt es die anderen Momente.
Momente, in denen ich plötzlich wirklich da bin. So wie jetzt, während ich hier sitze und diese Sätze formuliere. Ich merke: Ich denke bewusst. Ich bin wach. Ich wähle die Gedanken, statt dass sie mich wählen. Das fühlt sich klarer an. Zielgerichteter. Nicht dieses unendliche Kreisen, sondern ein innerer Fokus.

Das bewusste Denken hat eine andere Qualität.
Es ist, als würde man für einen Moment die Tür schließen und sagen:
„So, und jetzt denke ich genau das, worüber ich nachdenken möchte.“

Unbewusstes Denken dagegen verfolgt kein Ziel.
Es läuft einfach. Es ist wie ein Fluss, der sich seinen Weg sucht – und nicht fragt, ob er gerade in die richtige Richtung strömt.

Diese beiden Denkformen wechseln den ganzen Tag über – unbemerkt. Ich merke nicht aktiv: Ah, jetzt beginnt bewusstes Denken. Es passiert einfach. Das eine löst das andere ab, je nachdem, wie präsent ich bin.

Aber der entscheidende Punkt ist dieser:
Je öfter ich mich selbst dabei ertappe, wie ich denke, desto bewusster wird mein Denken überhaupt. Und desto eher erkenne ich die Gedanken, die nur alte Wiederholungen sind – und die, die mich wirklich weiterbringen.

Bewusst denken heißt: wählen.
Unbewusst denken heißt: geschehen lassen.

Und beides gehört zum Menschsein.
Aber wenn ich mehr Klarheit in meinem Leben möchte, dann beginnt es hier – bei meiner Fähigkeit, meine Gedanken zu bemerken.