Kapitel 1.10 – Der Autopilot im Alltag

Veröffentlicht am 15. Dezember 2025 um 08:24

Kapitel 1.10 –Der Autopilot im Alltag


Routinen übernehmen, ohne dass wir darüber nachdenken müssen. Wir putzen uns die Zähne, fahren bekannte Strecken, erledigen Einkäufe, arbeiten Abläufe ab – oft, ohne bewusst dabei zu sein.
All das geschieht im Autopiloten.

Leben im Autopiloten

Alles, was regelmäßig passiert, verläuft automatisch. Je öfter wir etwas tun, desto weniger Aufmerksamkeit braucht es.
Gerade im Arbeitsalltag ist das nicht nur normal, sondern oft notwendig. Viele berufliche Prozesse würden uns überfordern, wenn wir jeden Schritt ständig neu reflektieren müssten.
Der Autopilot sorgt dafür, dass Dinge funktionieren. Er spart Energie, gibt Sicherheit und macht den Alltag überhaupt erst bewältigbar.
In diesem Sinn ist der Autopilot kein Problem. Er ist ein Helfer.

Wann der Autopilot an Grenzen stößt

Schwierig wird es nicht im Tun, sondern dort, wo der Autopilot auch innere Prozesse übernimmt.

Zum Beispiel:
– in Gesprächen, die immer gleich ablaufen
– in Gedanken, die sich ständig wiederholen
– im Umgang mit Unzufriedenheit
– in Situationen, die sich zwar vertraut anfühlen, aber nicht gut

Dann läuft etwas weiter, obwohl es innerlich nicht mehr passt.

Der Autopilot kennt keine feinen Signale. Er hält Abläufe aufrecht – auch dann, wenn Veränderung nötig wäre.

Erschaffen unterbricht den Autopiloten

Interessanterweise gibt es etwas, das uns fast automatisch aus dem Autopiloten herausholt: Erschaffen.
Immer dann, wenn wir etwas gestalten wollen, reicht das automatische Weiterlaufen nicht mehr aus.
Ob wir schreiben, etwas Neues denken, eine Idee entwickeln, ein Projekt beginnen oder einen eigenen Ausdruck finden –
Erschaffen braucht Präsenz.
Man kann nichts Neues hervorbringen, ohne wirklich da zu sein. Der Autopilot kann wiederholen. Aber er kann nichts erschaffen.
In kreativen Momenten tun wir Dinge nicht nebenbei. Wir sind im Tun anwesend. Und genau deshalb empfinden viele Menschen diese Momente als lebendig, klärend oder erfüllend – selbst dann, wenn sie anstrengend sind.

Bewusst wahrnehmen heißt nicht, den Autopiloten abschaffen

Bewusstes Wahrnehmen bedeutet nicht, ständig präsent zu sein oder den Autopiloten loswerden zu müssen.
Es geht nicht darum, alles zu hinterfragen oder jeden Moment zu analysieren. Es geht darum, dort kurz aufzuwachen, wo das automatische Weiterlaufen uns von dem trennt, was wir fühlen, denken oder brauchen. Der Autopilot darf bleiben. Aber er muss nicht immer allein das Steuer übernehmen.
Manchmal reicht ein kurzer Moment von Präsenz, um wieder Kontakt aufzunehmen.

Und genau dort beginnt bewusstes Wahrnehmen.